26. Januar 2014

Tafelfreuden

Im Frühjahr, kurz nach unserem Einzug in unser neues Heim, gab es plötzlich einen großen Knall und vor meinen Augen sorgte der Aprilwind für einen schier unermesslichen Scherbenhaufen in unserem Flur. Die Zwischentür, die Haustür und den größeren Flurabschnitt noch einmal trennte, war durch den kräftigen Windstoß zugeschlagen worden und die darin befestigte Glasscheibe zersprang mit ohrenbetäubenden Geschepper. Ich stand unmittelbar daneben, konnte den Türgriff nicht mehr erreichen und so nur zusehen, dass ich die Arme vor Gesicht und Ohren hielt. Ein Nachbar eilte herbei und erkundigte sich erschrocken, ob es mir gut ginge. Das Töchterchen war glücklicherweise nicht zu hause und so war es einzig der Schreck, von dem ich mich erholen musste ... Abgesehen von den 25mio Scherben, die es nun restlos einzukehren galt. Um die Tür machte ich mir keine weiteren Gedanken. Ich mochte sie eh nicht besonders, sie war eigentlich nur im Weg, wenn man zur Haustür wollte oder von draußen hereinkam. Zudem stand das Auswechseln der Türen längst auf unserer "das muss im Haus irgendwann erneuert werden, es gab aber (bei Renovierung und Finanzierung) Wichtigeres"-Liste. Dass die original 1961er Haustür keinen optimalen Dämmschutz im Winter darstellte, war uns bewusst, doch eine neue Haustür  sollte bis zum Winter eh längst eingebaut sein, schließlich war es bis dahin ja noch lange hin ..... Pustekuchen! Just an dem Tag, als wir endlich einen Termin mit unserem Fenster- und Türenbauer des Vertrauens verabreden konnten, nahm meine Schwangerschaft eine doch recht unerwartete Wendung und statt einer ausgiebigen Türenberatung bekamen wir ein Kind! So haben sich schlagartig alle Perspektiven verschoben und da man(n)/frau in den ersten zwölf Wochen im Leben eines Säuglings nicht unbedingt zu dem kommt, was man(n)/frau sich gemeinhin vornimmt, ist klar, dass sich das Türenproblem fast unmerklich nach hinten verschob. Plötzlich war er da, der Herbst und wir bekamen schnell zu spüren, dass nun Eile geboten war. Leider zogen sich Terminverabredung und vor allem die Lieferzeit länger hin als wir es für möglich gehalten hatten und so beratschlagten wir, wie wir dem zeitweise recht frostig-kalten Flur etwas mehr Dämmung geben könnten. Von Samtvorhang (uff!) bis hin zu einer neuen Tür (und wer hat so kurz nach einer Gesamt-Haus-Renovierung schon wieder Lust, um die neue Zarge herum zu tapezieren oder streichen?) waren alle Möglichkeiten diskutiert. Eins blieb noch: Als kurze Übergangslösung das zersprungene Glas durch eine Holzplatte zu ersetzen und damit wenigstens den zunehmenden Frost direkt an der Haustür abzufangen. Während ich im Arbeitszimmer noch nach passendem Stoff fahndete, um der Tür wenigstens etwas Farbe zu verleihen, griff mein Gatte im Werkkeller kurzerhand zu einer Dose Tafellack. Eine tolle Idee zumal eine selbst gebastelte Tafel ohnehin schon seit geraumer Zeit auf der oben erwähnten Liste stand. Wie das Foto zeigt, wird die Tafel an so prominenter Stelle nicht nur für schnelle Grüße und nicht-vergessen-Notizen benutzt, sondern auch von unserem kleinen großen Mädchen regelmäßig mit Kunstwerken versehen. Und wenn in naher Zukunft bei erforderlichen Plusgraden! die neue Haustür endlich geliefert und eingebaut wird, müsste unsere Zwischenlösung ja eigentlich wieder verschwinden ... Na, wir werden sehen ;)


"Mama, das bist du mit unserem Baby im Bauch"